"Wir
glauben nur was wir sehen
- leider sehen wir nur was wir glauben wollen"
Bei den alltäglichen Kommunikationsprozessen beeinflussen
verschiedenste Faktoren die Wahrnehmung. Deshalb kommt es
laufend zu Missverständnissen und Wahrnehmungsverfälschungen.
Nachfolgende Phänomene beeinflussen unsere Wahrnehmung:
1. Der erste Eindruck
Beim ersten Eindruck spielen persönliche
Sympathien und Antipathien eine zentrale Rolle. Der erste
Eindruck kann trügen, zumal persönliche Vorerfahrungen und
nicht unser Gegenüber im Vordergrund stehen. Erlebtes wird
übertragen. Sieht beispielsweise die Person einem Onkel
ähnlich, der mich immer beschenkt hat, wird der erste Eindruck
von dieser Erfahrung geprägt. Es kommt zu einer Fehleinschätzung.
2. Selektive Wahrnehmung
Wahrnehmung ist nie neutral und allumfassend. Aufgrund der
jeweiligen Situation beobachten oder hören wir immer nur
ausgewählte Teilaspekte. Der persönliche Hintergrund und
Vorurteile beeinflussen die Auswahl der Aussagen. Wir wählen
beispielsweise das gezielt aus, was uns interessiert oder
das, was wir hören wollen.
3. Sympathie-Effekt
Menschen, die uns sympathisch sind, sehen wir meist in besonders
günstigem Licht. Ihr unpassendes Verhalten wird leicht übersehen
oder entsprechend uminterpretiert. (Macht nicht nur Liebe,
sondern auch Sympathie blind?).
4. Vorinformationen
Mündliche oder schriftliche Vorinformationen über eine Person
beeinflussen die Wahrnehmung sehr stark. (Sozialer Hintergrund,
Mängel, besondere Leistungen). Die Vorinformationen beeinflussen
auch die Beobachtung und Beurteilung.
5. Halo-Effekt
(Halo griech.= "Hof" um eine Lichtquelle) Eine
Eigenschaft, die uns wichtig ist, überlagert oder überblendet
alle anderen. Wenn jemand nicht pünktlich ist, dann hat
dies auch einen Einfluss auf seine Gesamtwirkung. Auch eine
besonders gute oder besonders schlechte Leistung kann andere
Verhaltensweisen überstrahlen.
6. Logischer Fehler (Ein Spezialfall des Halo-Effektes)
Wir ordnen zwei Eigenschaften zwingend zusammen, weil wir
glauben, dass sie logisch zusammengehören: z.B unordentlich
= faul.
7. Kategorisierung /Stereotype Bilder
Aufgrund von "Signalbeobachtungen"
schreiben wir dem Gegenüber Eigenschaften zu, ohne sie auf
ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Wir machen uns ein Bild
von einer Person und nehmen an ...
Eine ungepflegte Person ist ein Arbeitsloser, ein Verwahrloster
ist drogensüchtig. Ein Mann mit Krawatte und Aktenkoffer
ist konservativ.
8.
Projektion
Oft erkennen wir ausgerechnet jene Eigenschaften, die an
uns unlieb sind, in anderen Menschen wieder und bekämpfen
sie vielleicht deshalb vehement. Angenommen eine Person
ist geizig und weiß es. Sie lehnt nun all jene Personen
ab, die sparsam sind.
9. Reihenfolge Effekt
Dazu gehört beispielsweise der "Kontrast Effekt".
Spricht ein mittelmäßiger Referent vor einem schwachen Redner,
so wird er besser bewertet, wie wenn der nämliche mittelmäßige
Referent vor einem brillanten Rhetoriker sprechen muss.
Aufgrund der Reihenfolge kommt es damit zu Fehlbewertungen.
10. Beharrungseffekt
Es ist viel leichter, auf einer schon einmal getroffenen
Beurteilung zu beharren oder daran festzuhalten, als die
Meinung zu ändern. ("Sie/Er war, ist und bleibt so").
11. Übertragung
Gefühle, Einstellungen und Abwehrhaltungen werden gerne
von früheren Beziehungen und Erlebnissen auf andere Menschen
übertragen. Und zwar auf Personen, die damit überhaupt nichts
zu tun haben.
Eine Frau, die von vielen Männern enttäuscht wurde, hat
unter Umständen nun bei allen Männern Vorbehalte.